Erfahrungsbericht von Alla aus Bechhofen

Am 23.02.2021 begann der Krieg in der Ukraine. Auf einer Kundgebung zum zweiten Jahrestag hat Alla den folgenden Erfahrungsbericht vorgetragen:

Sehr geehrte Damen und Herren,
an diesem für die Ukraine und die Ukrainer tragischen Tag möchte ich meine Rede mit Worten der Dankbarkeit beginnen.

Ich habe zwei Kinder. Deshalb musste ich mit Beginn des großflächigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine meine Kinder vor dem Krieg in Sicherheit bringen. Ich habe eine gute Freundin Namens Anna, die in Bechhofen lebt und mir damals bereitwillig ihre Hilfe angeboten und uns eingeladen hatte, bei ihr einzuziehen.

Vom ersten Tagen an habe ich gesehen, wie das wahre Gesicht Deutschlands aussieht. Für mich besteht dieses Bild aus Hunderten von menschlichen Gesichtern, die ermutigen, unterstützen und helfen wollen. Diesen Menschen liegt nicht nur das Wohlergehen der ukrainischen Flüchtlinge am Herzen (dazu gehören Lebensmittel, Kleidung, Dinge des tägliche Bedarfs und ein Dach über dem Kopf). Diese Menschen machen sich Sorgen um den moralischen Zustand der Ukrainer. Diese Menschen möchten unsere Herzen mit Freundschaft erwärmen und Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben. Mein Leben in Bechhofen ist inzwischen mit vielen neuen Menschen verbunden, denen ich sehr dankbar bin. Dabei handelt es sich um den Bürgermeister Helmut Schnotz, der große Anstrengungen unternommen hat, um ukrainischen Flüchtlingen zu helfen und sie in die Bechhofener Gemeinde zu integrieren.
Ich möchte auch Oliver von Guerard, Thorsten Müller, Anja und Michael Schellenberger, Andrea Lau, Herbert Eisermann, Robert Heumann und Christian Hückelkamp für ihren aktiven Einsatz bei der Hilfe für ukrainische Flüchtlinge danken. Vom ersten Tag an sammelten und vereinten sie die Ukrainer, die nach Bechhofen gekommen sind. Sie haben wöchentliche Integrationstreffen organisiert, bei denen sie die Ukrainer über wichtige Themen informierten. Diese Treffen haben uns zu Beginn unseres Aufenthaltes in Deutschland sehr geholfen.

Eine große Hilfe war der Gratisladen, gegründet von der Feuerwehr Bechhofen und Cindy Zippold. Cindy hat gerade in der ersten stürmischen Phase viel dazu beigetragen, den Gratisladen ins Leben zu rufen. Anja Schellenberger und Andrea Lau haben ihn später übernommen und in die Adlerstrasse umziehen lassen.
Unsere deutschen Freunde in Bechhofen haben für uns ein ganzes Netzwerk vielfältiger Unterstützung gesorgt. Es entstanden Aktivitäten zur Integration, Feste für Kinder, lokaler Deutsch-Grundkurs mit Fritz Sauerbeck als Lehrkraft, Lauf- und Konversationsgruppe mit Evelyne Führ und vieles mehr. Viele Ukrainer engagieren sich ehrenamtlich wo sie können. Mittlerweile sind über 30 Personen, Mitglieder des Roten Kreuzes in Bechhofen. Gemeinsam konnten wir erreichen, dass die deutsche und die ukrainische Seite harmonisch zusammenarbeitet, als wären sie ein lebendiger Organismus. Inzwischen sind die Ukrainer aus Bechhofen nicht mehr wegzudenken. Wir helfen aktiv neu angekommenen Flüchtlingen aus der Ukraine und nehmen aktiv am Alltags- und Kulturleben von Bechhofen teil.

Das sagen unsere Deutsche Freunde über ukrainische Flüchtlinge in Bechhofen:

„Ich finde es toll, dass Ihr euch mit den vielen Beiträgen und dem leckeren ukrainischen Essen bei den Helfern bedankt habt und uns eure Kultur gezeigt habt. Ihr seid inzwischen ein fester Teil Bechhofens – besser kann Integration nicht funktionieren. Wir sind froh, solche tollen Freunde gefunden zu haben wir stehen hinter Euch und werden Euch weiter unterstützen, wo wir können. Liebe Grüße, Euer Oliver „.

Oliver von Guerard

Ich bin ein Englisch-Lehrerin und bin Gerhard Bräunlein, dem Rektor der Grund- und Mittelschule Bechhofen, sehr dankbar. Ab Frühjahr 2022 hat er mir die Möglichkeit gegeben, als Lehrkraft an dieser Schule zu arbeiten. Ich bin derzeit Lehrerin in der Übertrittsklasse dieser Schule. Ich bin der deutschen Regierung und dem deutschen Volk dankbar, dass ich hier frei arbeiten und studieren kann. Ein ganz anderes Schicksal würde mich erwarten, wenn ich unter russischer Besatzung leben würde.

Ich könnte spurlos verschwinden, oder ich könnte wegen Verbrechen angeklagt werden, die ich nicht begangen habe. Oder ich könnte vor Gericht gestellt werden, oder einfach getötet werden, weil ich Ukrainisch spreche. Russische Soldaten tun dies jeden Tag mit Ukrainern in den besetzten ukrainischen Gebieten.
Meiner Meinung nach können nur der Zusammenhalt und die Vereinigung der gesamten demokratischen Welt dazu beitragen, solche kriegssüchtigen Diktatoren zu überwinden. Leider ist die Ära des Friedens in Europa vorbei. Dies geschah, als Russland die Souveränität der Ukraine verletzte. Erinnern wir uns daran, dass die Grenzen der Ukraine von der ganzen Welt anerkannt wurden, als sie 1991 ihre Unabhängigkeit erlangt hat.
Die Bundesrepublik Deutschland hat die Grenzen von heute seit 1990. Deutschland und die Ukraine haben gemeinsam, dass unsere Gebiete unter der Besatzung der Sowjetunion standen beziehungsweise im Fall der Ukraine noch unter Besatzung stehen.

31 Jahre lang (von 1949 bis 1990) hat die Sowjetunion die heutigen fünf östlichen Bundesländer besetzt. 69 Jahre lang (von 1922 bis 1991) hat die Sowjetunion das heutige Territorium der Ukraine besetzt. Dass Russland nun das Rechte auf Teile des ukrainischen Territoriums beansprucht, ist Unsinn. Ähnlich unsinnig wäre es auch, wenn Russland Rechte am Gebiet der ehemaligen DDR geltend machen würde: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen.

Würden die Deutschen ihr Land kampflos an Russland abgeben? Darauf kann es nur eine Antwort geben. Ebenso schützen die Ukrainer ihre Häuser und ihr Land, das ihnen von Rechts wegen gehört. Jedes Mal, wenn sich ukrainische Soldaten aus einer ukrainischen Stadt zurückziehen, rücken russische Soldaten mehrere Kilometer näher an Ihre Städte, an Ihre Häuser, Familien und Kinder heran.

Fragen Sie die Ukraine nicht, wann der Krieg enden wird. Machen Sie nicht die Ukraine für die steigenden Preise und die große Zahl von Flüchtlingen verantwortlich. Stellen wir uns gegenseitig eine Frage: „Warum kann Putin das immer noch durchhalten?“

Auf häufig gestellte Fragen gibt es gute Antworten.

Und gut gestellte Fragen helfen, wirksame Lösungen zu finden.